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Umgang mit Korruption auf Afrikareisen

zuletzt inhaltlich bearbeitet: April 2001

Korruption ist eine weitverbreitete Erscheinung in fast allen Ländern der Erde. Auch in Europa ist sie bei Beschaffungs- und Genehmigungsstellen anzutreffen. In Afrika werden Beamte oft monatelang von ihren Dienststellen nicht entlohnt. Sie haben keine andere Möglichkeit als sich über Schmiergelder zu finanzieren. Davon müssen sie ihren Vorgesetzten abgeben, was nach festem Verteilschlüssel bis hinauf in Regierungskreise gehen kann. Wer kein Schmiergeld einsammelt wird ans Ende der Welt versetzt wo täglich nur ein ohnehin zahlungsunfähiger Einheimischer vorbeikommt. Dabei zeigt man sich eher bescheiden, so ist z.B. in St. Louis im Senegal bei fehlendem Feuerlöscher der Tarif für Ausländer 1.000 CFA = 3 DM und für Einheimische 500 CFA = 1,50 DM. Natürlich wartet der Kontrolleur erst einmal ab, ob der unerfahrene Tourist nicht aus Angst selbst viel mehr anbietet.
Als unerfahrener, armer Student mit altem Post- Paketwagen war ich weit eher der Schmiergelderpressung ausgesetzt als jetzt, wo ich in reiferem Alter mit Geländewagen daherkomme. Es wird eben befürchtet, dass ich mich besser auskenne, bessere Verbindungen habe und es wird erkennbar, dass ich mich nicht nervös machen lasse. In vielen Fällen lässt sich das zu vermutende, aber nicht explizit ausgesprochene Begehren nach Schmiergeld mit Ruhe und freundlichem Smalltalk aussitzen. Die Staatsbediensteten ganz in, teilweise in oder ohne Uniform verlieren das Interesse am Touristen sobald sich ein Buschtaxi oder LKW nähert. Da gibt es garantiert  etwas zu holen, denn es befördert sicher mehr Passagiere als zulässig, ist technisch zu beanstanden, völlig überladen oder hat unzulässige Fracht. Auch überschwängliche Freundlichkeit des Touristen schon bei Ankunft kann dazu führen, dass die einheimische Obrigkeit dieses beste Einvernehmen nicht durch schnöden Wunsch nach Bargeld zerstören möchte. Wer sich als Polizist oder Zöllner im Afrikaurlaub outet wird nach kurzem Plausch als Kollege natürlich durch gewunken. Oft lässt sich das Begehren dem Touristen etwas abzuknöpfen auch mit geradezu lächerlichen Kleinigkeiten befriedigen. Ich frage mich oft, was die uniformierten Kontrolleure an den "Zockpoints" (oder heißt das eigentlich Checkpoints?) mit all dem Kleinkram anfangen, den sie da mit sportlichem Ehrgeiz einsammeln. Die müssen ja ganze Hinterhöfe voll mit Kugelschreibern, Aufklebern, Musikkassetten, Bonbonpapierchen und Zigarettenschachteln haben.
Insbesondere vor großen örtlichen Festlichkeiten ist jedoch der Bedarf an Bargeld groß.
Wird es wirklich ernst, so sind drei Dinge fällig: Eine Schachtel Zigaretten oder Flasche Bier für den sofortigen Genuss, etwas Geld, das bei der Frau oder sonstigen Vorgesetzten abgeliefert wird sowie eine Sonnenbrille, Swatch- Uhr oder schöner, schwerer, dicker Kugelschreiber zur bleibenden Steigerung des Sozialprestiges.
Damit ich hier nicht missverstanden werde möchte ich betonen, dass ich der Bestechung nicht das Wort reden möchte und nur in ernsten unvermeidlichen Fällen etwas bezahle. Insbesondere möchte ich nicht die Bestechlichkeit erst durch mein Angebot entstehen lassen oder fördern. Tatsache ist jedoch, dass in wenigen armen, instabilen Ländern der Übergang zwischen Verkehrskontrolle und Wegelagerei fließend ist und man sich dem nicht immer entziehen kann. Auch wechselt die Situation in manchen Ländern, sind die Staatsbediensteten seit Monaten nicht oder nur zum kleinen Teil bezahlt worden, so ist die Abzocke unangenehm. Hat der Staat gerade einen Auslandskredit erhalten und um einen Staatsstreich abzuwenden die Gehälter nachbezahlt, so nimmt die freundliche, zuvorkommende Behandlung des Reisenden wieder Überhand.

 

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