Das Weltreise-"Tagebuch" der Därrs im Jahr 2003
15.12.03 Aus Mosambik
Hallo liebe Freunde,
die Weihnachtszeit hat Euch sicher fest im Griff und selbst uns dämmert es langsam, dass da noch was war. Die Deutsche Welle ist voll von herzzerreißender Weihnachtsmusik, Kinderchor und treudeutschen Weihnachtsgeschichten aus aller Welt. Heute am 3. Advent legen wir also drei Buschfeuer und einen Weihnachtsbaum haben wir uns auch schon ausgesucht. Er ist geschmackvoll Ton in Ton mit vielen gelblichgrünen Kugeln dekoriert, die nach dem Fest von alleine abfallen und köstlich nach Mango schmecken.
Wir sind inzwischen also in Mosambik und damit eindeutig im südlichen Afrika angelangt. Mosambik erweist sich als weit besser organisiert, versorgt und sauberer als wir das von einem Land erwartet hätten, das bis vor 10 Jahren im Bürgerkrieg versunken war. Bei Standplätzen für Mittagspause und Übernachtung müssen wir vorsichtig sein, weil wir nicht einschätzen können, inwieweit hier noch mit Verminung der Straßenränder zu rechnen ist. Wir suchen deshalb zur Rast die Freiflächen ehemaliger Straßenbaucamps auf. Mit der Kommunikation ist es etwas schwierig, weil wir Portugiesisch nun wirklich nicht können. Schilder und Kurztexte können wir entziffern, dank rudimentär vorhandener Spanischkenntnisse, die wir wiederum von unseren guten Französischkenntnissen ableiten. An eine Konversation ist beim besten Willen nicht zu denken, die Zahlen verstehen wir allerdings inzwischen soweit, dass wir beim Einkaufen wissen, ob wir einen Schein mit 10.000, 50.000 oder 100.000 Meticais hinhalten müssen (1€ = 25.000 Meticais).
Von unserem heutigen Standplatz am Indischen Ozean haben wir einen Blick auf die Bucht von Nacala im nördlichen Teil von Mosambik. In den nächsten Tagen führt uns unser Weg dann wieder nach Süden in Richtung Rep.Südafrika, dem nächsten Land unserer Reise. Bis dahin sind es aber noch ca. 2.000 km. Im Moment können wir uns keine großen Experimente mit Pistenfahrten oder Umwegen leisten, weil unsere beiden Ersatzreifen so stark beschädigt sind, dass eine dauerhafte Reparatur sehr fraglich erscheint. Wir werden also in S-Afrika ein bis zwei neue Reifen kaufen und dann von S-Afrika aus Simbabwe, Botswana, Namibia, Swaziland und Lesotho erkunden.
Viele Grüße aus Mosambik vom Strand des Indischen Ozeans.
Klaus Därr
01.12.03 Klaus und Erika Därr aus Malawi
Hallo liebe Freunde im kühlen Deutschland oder sonstwo,
Erika und ich sind inzwischen in Malawi angelangt, wohin uns der Weg von Kenia über Uganda, Ruanda, Tansania und Sambia geführt hat. Malawi ist dem südöstlichen Afrika zuzurechnen. Wir sind jetzt seit 10 1/2 Monaten und 40.000 km unterwegs. Im Moment campen wir auf einem schönen Platz bei Chinteche direkt am Strand des "Lake Malawi". Wenn man ihn unbefangen betrachtet, so könnte man glauben in der Südsee zu sein, nur dass hier Wellen von Süßwasser an den Felsendurchsetzten Sandstrand schlagen. Es ist heute mit knapp 30°C etwas kühler als gestern, weil es heute Nacht erstmalig sein Monaten geregnet hat. Auf den Regen wartet die Bevölkerung schon sehnsüchtig, denn es beginnt hier auf halber Höhe zwischen Äquator und südlichem Wendekreis nach langer Trockenheit die Regenzeit, die dann in den nächsten Wochen immer weiter nach Süden vordringt. Der nächtliche Wind hat vollreife Mangos vom Baum geschüttelt unter dem wir stehen und die polternd auf das Dach unseres Autos fallen. Zur Strafe für die Ruhestörung verarbeiten wir sie zum Früstück zu Mangomilch. Mit dem gestrigen ersten Advent haben wir erhebliche Schwierigkeiten, es mag sich einfach nicht die richtige Stimmung einstellen. Wenn wir in der "Deutschen Welle" die Berichterstattung über Abfahrts- und Schlittenrennen hören, so sehen wir uns nur verständnislos an. Wir können dann nur auf "BBC-World Service" umschalten, wo wir über den letzten Stand der Cricket-Spiele zwischen Simbabwe und Westindien informiert werden. Vielleicht liegt unsere Malaise aber einfach daran, dass wir vergessen haben "Glühfix" mitzunehmen, mit denen wir den erhältlichen südafrikanischen Rotwein zu Glühwein weiterverarbeiten könnten.
Morgen fahren wir 100km nach Mzuzu weiter im Norden, wo wir in der LKW-Werkstatt eines jungen Deutschen drei unserer Reifen nachschneiden lassen werden. Deren Profil sieht nach über 50.000 km Laufleistung schon sehr glatt aus. Von Mzuzu führt der Weg dann wieder nach Süden und um die S-Spitze des Lake Malawi nach Mosambik. Da werden wir in den nächsten Wochen etwas Profil brauchen, denn es erwarten uns weite Stecken ungeteerter Straße und vermutlich auch der eine oder andere Regenschauer, der sie zur Rutschbahn werden lassen kann. Weihnachten und Neujahr werden wir in Mosambik verbringen. Mal sehen, auf welcher Christmas-Party wir da landen und wie reichlich und zart oder zäh das Grillfleisch von BBQ sein wird. In Mosambik besteht freilich auch die Möglichkeit sehr preiswert Lobster bis zum Abwinken auftischen zu lassen. Mit dem ersten Sundowner werden wir bis 20 oder 21h warten müssen, wenn die Sonne endlich untergeht.
Ihr seht schon von was für schlimmen Sorgen wir geplagt sind, über die wir ganz versäumen die Unabängigkeit der Weltreise zu genießen. Ich wünsche Euch jedenfalls, dass ihr euch nicht zu sehr vom Weihnachtsrummel terrorisieren lasst und ein "Frohes Fest" feiert.
Euer Klaus Därr
Diesem Wort zum Sonntag bzw. Montag schließe ich mich natürlich an und wünsche Euch einen erholsamen Advent. Ich bin schon wieder so gestresst vom Tagebuchschreiben und Baden und Kochen und was es sonst noch so auf der Weltreise zu tun gibt, dass ich bald wieder einen Mittagsschlaf brauche - gähn - (die Schlafkrankheit lässt grüßen). Aber Spaß beseite, die vielen Stiche der Tse-Tse-Fliegen im South Lungwa-Park in Sambia haben uns ganz schön zugesetzt, aber Fieberanfälle und Kopfschmerzen, geschwollene Beine und sonstige Nebenwirkungen haben wir noch nicht, so dass wir noch hoffentlich lange das Strandleben hier und am Indischen Ozean genießen können. Das östliche und südliche Afrika stellt sich als sehr angenehm heraus und hat wesentlich mehr zu bieten als wir gedacht haben - Tiere und Landschaft jede Menge, buntes Dorfleben und auch eine erstaunliche touristische Infrastruktur ohne die Enge europäischer Urlaubsziele.
Sollte noch jemand das Bedürfnis haben, mein wöchentliches Tagebuch zu empfangen, so bitte ich um Mitteilung.
Liebe Grüße an die Daheimgebliebenen sendet Euch Erika
07.11.03 Aus "Daerr es Salaam"
Fortschreitende Verbuschung vorläufig gestoppt!
Jetzt bewegen wir uns schon seit knapp 3 Monaten in O-Afrika und genießen das Leben. Vor lauter Entspannung habe ich natürlich auch keine Zeit gefunden zwischendrin mal wieder ein Tagebuch zu schreiben. Ihren Höhepunkt erreichte die Verbuschung auf einer Halloween-Party in Arusha/Tansania (siehe Bild), wo ich als verarmter Globetrotter in Zuckersack und Bananenblätter gekleidet erschien. Im Moment sitzen wir im "Silver Sands Camp" kurz nördlich von Dar es Salaam zwischen lauter englischsprachigen Travellern, die in Gruppen von 20-30 Personen in Overland-Trucks unterwegs sind. Die bauen dann den Platz binnen Minuten mit ihren Zelten komplett zu. Gestern sprach mich einer auf unser "TerraCross" Weltreisemobil an und fragte mich doch glatt, ob das mein "Retirement-Toy" sei. Ich bin ja Kummer gewohnt, auf dem "Caravan-Salon in Düsseldorf" letztes Jahr, wo das Fahrzeug ausgestellt war, haben auch einzelne Besucher geflüstert "sieht innen aus wie ein Toilettenwagen", aber das mit dem Retirement-Toy hat mich noch mehr getroffen. Aber was soll's, wir kommen mit dem Fahrzeug hervorragend zurecht, auch wenn es innen nicht mit Gelsenkirchener Barock und knöcheltiefem Plüsch ausgestattet ist. Jetzt muss ich aber schließen, der Indische Ozean hat gerade Flut und da ist es an der Zeit Baden zu gehen.
31.08.03 Morgenstund hat "Big Five" im Mund!
Seit einigen Tagen tingeln wir jetzt durch die Nationalparks Kenias um die "Big Five" auf die Platte zu bannen. Der hier abgebildete Kilimanjaro gehört nicht dazu, obwohl er mit Abstand am größten ist.
Es geht vielmehr um: Elefant, Büffel, Rhinozeros, Löwe und Leopard, die man angeblich am besten in den frühen Morgenstunden und kurz vor Sonnenuntergang sehen kann. Die Elefanten erwiesen sich als völlig problemlos, die stehen hier rum wie im Allgäu die Kühe auf der Weide. Allerdings mussten wir einmal die Flucht ergreifen, als eine ganze nicht provozierte Herde mit aufgestellten Ohren auf unser Auto zustürmte.
Bis wir die ersten Büffel sehen konnten dauerte schon deutlich länger, der Versuch Rhinos in der kurzen Zeit des Zugangs in den speziell gesicherten Park von 16h-18h zu entdecken erwies sich als Fehlschlag. Die 74 Tiere verteilen sich auf ebenso viele Quadratkilometer sehr buschigen Geländes. Hier im Amboseli-Nationalpark soll es "millions of" Löwen geben, bisher haben wir keinen gesehen, kann aber noch kommen.
Nachdem wir unsere bisherigen Sichtungen eher unter tags gemacht haben stehen wir nicht mehr so schrecklich früh auf und verschieben das Frühstück nicht mehr bis zur Brunch-Time. Der allgemeinen Erwartung unser "TerraCross" Weltreisemobil in Kombination mit dem Kilimanjaro abzubilden bin ich jedenfalls hiermit gerecht geworden.
Bleibt noch zu erwähnen, dass ich in den letzten Tagen zwei Telefoninterviews über THURAYA Satellitentelefon mitten aus dem Busch geben durfte. Eines an den "Hessischen Rundfunk" anlässlich der Präsentation von TerraCross-Fahrzeugen auf dem "Caravan Salon" in Düsseldorf und eines bei der "Deutschen Welle" in Sachen Erstattung von Kosten, die dem Bund bei der Befreiung von Touristen aus Geiselhaft entstehen.
25.08.03 Mombasa
Erholung in Kenia
Nach genau 7 Monaten Fahrzeit und 30.000 km Strecke haben wir vor drei Wochen Kenia erreicht und genießen seit einer Woche den gleißend weißen Sandstrand unter Kokos-Palmen von Galu-Beach, südlich von Diani und Mombasa. Ohne uns zu stressen schreiben wir täglich etwas am Notebook, baden und reparieren Kleinigkeiten am Auto oder der Ausrüstung.
Die bisher bereisten 15 Länder Afrikas waren erwartungsgemäß organisatorisch, fahrtechnisch und von der Versorgung her, eher etwas anstrengend. Äthiopien war dabei eine echt neue Erfahrung. Das Land ist in jeder Hinsicht anders als alle Länder, die wir bisher gesehen haben. Man ist hin und hergerissen ob der Schönheit des gebirgigen Landes, der kulturellen Höhepunkte und des Elends der Bevölkerung. Auf den Überlandstrecken sind praktisch nur LKWs unterwegs, zumeist mit Hilfslieferungen von Lebensmitteln aus den USA, Japan und Europa. PKWs sieht man praktisch nicht, gelegentlich Geländewagen oder Klein-LKWs.
Dafür sind ständig Fußgänger auf den Straßen unterwegs, immer mit einem Stock in der Hand, zumeist mit etwas auf dem Rücken beladen, sei es ein Bündel Holz, ein Tonkrug voll Wasser oder oder ein Sack Getreide aus einer Hilfslieferung. Nur gelegentlich werden die Lasten von Eseln getragen, fast nie auf einem Karren transportiert. Wann immer wir anhalten sind wir binnen Minuten von Menschen umringt, die uns beobachten bis anstarren, früher oder später aber anbetteln. In ihrer Not sind sie darauf angewiesen jede Gelegenheit zu nutzen um etwas zu Essen zu ergattern. Es wird uns klar, warum uns in den letzten Jahren Reisende auch negativ über das Verhalten der Menschen in Äthiopien berichteten. Sie sind entlang der Straßen allgegenwärtig, man kann die Straßen aber mit dem Fahrzeug nicht verlassen, weil es keine Nebenstraßen oder Feldwege gibt. Wer als Fahrer eines Geländewagens oder gar Motorrads jede Pause im Freien verbringt, also nicht wie wir die Möglichkeit des Rückzugs ins Fahrzeuginnere hat, der braucht Nerven wie Drahtseile wenn er vor den Augen der notleidenden Menschen eine Mahlzeit einnehmen möchte. Wir hatten immer 10-20 kleine Brote, viele Orangen oder Bananen dabei um den häufig unterernährten Menschen etwas geben zu können was sie als Nahrung auch kennen.
Kaum waren wir aus Äthiopien ausgereist, schon änderte sich die Situation. In Kenia ist die Bevölkerungsdichte weit geringer, den Menschen geht es besser, sie sind mit Buschtaxis, "Matatus" genannt unterwegs, besser gekleidet und besser genährt.
In Nairobi hatten wir einen hervorragenden Kontakt zum deutschen Manager einer ganzen Latte von Kaffeeplantagen. Dort konnten wir in Ruhe wohl bewacht und versorgt alles erledigen, was nach so langer Zeit in einer gut entwickelten Hauptstadt nötig ist. Zum Frühstück wurde übrigens Tee gereicht, weil Kaffee gerade nicht im Haus war. Bei einer Fahrt mit einem PKW ins saubere, moderne Zentrum Nairobis wurde im Verkehrsstau plötzlich eine Hintertüre aufgerissen und ein Kenianer versuchte Erikas Gürteltasche zu entreißen. Unser Fahrer wehrte den Angriff ab, der zu unserem Glück ohne Waffengewalt erfolgte. Also merke: In Nairobi immer die Türen verriegeln und nicht den Arm mit Armbanduhr beim Fenster raushängen lassen. Ansonsten macht Nairobi, wie fast ganz Kenia, einen weit entwickelteren Eindruck als die Länder südlich der Sahara, die wir bisher besucht haben. In den Supermärkten, Cafés und Pizzerias sind uns schier die Augen übergegangen. Die Geldautomaten, wo wir mit VISA-Karte Kenya-Shilling ziehen konnten, waren auch nicht weit. Diese bzw. unser Reisekonto, haben wir sehr strapaziert, weil der Kauf eines Ersatzreifens fällig war und wir eine KFZ-Versicherung für 6 Monate im Rest Afrikas abschließen mussten (und konnten). Charakteristisch für Kenia scheint uns zu sein, dass es neben vielen, sich durch Sicherheitsdienste abschirmenden Reichen und entsprechend chancenlosen, vereinzelt in die Kriminalität abgleitenden Armen, auch eine gar nicht so kleine, gut gekleidete Mittelschicht gibt, die man in den meisten Ländern nördlich und westlich Kenias nicht antrifft.
Morgen werden wir "Chale Beach Villas" unseren ruhigen, preiswerten Standplatz direkt am Meer im Norden von Diani-Beach verlassen, für 10 Tage mit unserem Sohn und dessen Freundin durch die Nationalparks tingeln und dann über Uganda nach Tanzania weiterreisen.
22.07.03 Aus Lalibela/Aethiopien
Smiley aus dem frühen 13. Jahrhundert in Äthiopien entdeckt
Bereits gut sechs Monate nach Beginn der auf vier Jahre geplanten Forschungsreise trägt meine Arbeit erste spektakuläre Früchte. Dank unermüdlicher Forschungsarbeit und mit Hilfe einer Taschenlampe konnte ich in der Deckenmalerei der "Beta Gyorgis" - Kirche in Lalibela/Äthiopien den ersten "Smiley" der Menschheitsgeschichte dokumentieren. Die Kirche wurde zu Anfang des 13. Jahrhunderts von Menschen und der Legende nach mit Hilfe von Engeln vollständig aus dem Felsen herausgemeißelt. Der Smiley soll der hiesigen Überlieferung nach einen Engel darstellen. Dieses Wissen scheint in unserem Computerzeitalter aber verschüttet gewesen zu sein.
Eine weitere Entdeckung konnte ich noch nicht verarbeiten, schreibe sie mir aber schon mal von der Seele: In einer kleinen Höhlen-Nische war ein Schädel und Knochen zu sehen. Der Überlieferung nach handelt es sich um einen frühen Weltreisenden, der alle Kulturstädten der Erde besucht hatte, seinen Lebensabend in Lalibela verbringen wollte und kurz darauf verstarb. Äthiopien präsentiert sich derzeit dank gelegentlichem Regen als grün und mit seinen bewegten Gebirgslandschaften als sehr schön. Die Menschen sind erschreckend arm und werden jetzt, in der Hungerzeit vor der ersten Ernte durch Hilfslieferungen aus USA, EU und Japan mit Lebensmitteln versorgt.
Der Liter Diesel kostet hier ca. 0,26€. Nach 6 Monaten und 26.000km unserer Reise habe ich eine erste Auswertung des Treibstoffverbrauchs und der Treibstoffkosten gemacht. Unser "TerraCross" Weltreisemobil auf Basis eines MAN M 2000 hat bisher im Durchschnitt 25l/100km verbraucht. Der durchschnittliche Preis lag bisher bei 0,40€/l, womit uns also 100km jeweils 10€ kosteten.
Der Minimalverbrauch des Fahrzeugs liegt bei freier, guter Teerstr. bei 20l/100km, auf fester Piste je nach Zustand 30-35l/100km und in Weichsandpiste bei 45l/100km.
11.07.03 Äthiopien
Nach sechs Monaten ist die W-O-Durchquerung des Sahel vom Atlantik zum Roten Meer mit Erreichen des Roten Meeres bei Suakin im Sudan abgeschlossen. Wir sind jetzt ca. 24.000 km gefahren.
Trotz ganz erheblicher Probleme bei der Beschaffung der Visa für den Sudan im Tschad konnten wir sie im dritten Anlauf nach zwei Wochen bekommen. Sie werden seit Beginn der Rebellion im W-Sudan in aller Regel zur Einreise über den W-Sudan nicht mehr erteilt. Wir reisten als erste Touristen seit sechs Wochen im Krisengebiet W-Sudan aus dem Tschad ein und reisten heute, nach mehr als 3.000km in diesem größten Land Afrikas, als erste Touristen seit drei Wochen nach Äthiopien aus. Über den W-Sudan berichte ich näher im www.weltreise-forum.info.
Im Sudan wurden wir pausenlos kontrolliert, wir kamen uns vor wie Straftäter, die gegen Meldeauflage auf Bewährung Freigang haben. In jeder nennenswerten Stadt mussten wir uns bei der "Security" (ähnlich STASI) melden. Die trägt aber keine Uniform und deren Büros sind nicht gekennzeichnet. Also jedes Mal eine blöde Sucherei. Als Reisedokumente brauchten wir: Pass mit Visum, Road Permit (für die "Security"), Travel Permit (für die Checkpoints der "Intelligence" in der Region des Roten Meeres), Zolldeklaration der Ausrüstung, Carnet, Führerschein, KFZ-Schein, Fotogenehmigung, Besuchsgenehmigung der archäologischen Stätten durch das Nationalmuseum. Die spinnen die Sudanesen, sie möchten den Tourismus entwickeln, sind auf ihre Pyramiden riesig stolz, man darf sie aber nur mit Genehmigung besichtigen und nur mit Genehmigung darf fotografiert werden (letzteres wurde nie kontrolliert). Das haben wir auch bei einem Auftritt im Sudanesischen Fernsehen höflich zum Ausdruck gebracht. Die Menschen im Sudan sind sehr freundlich, fast immer auch kontrollierende Beamte, aber ich habe lieber freundliche Zivilisten als ständig mehr oder weniger freundliche Beamte in Uniformen jeder Farbe bzw. deren Chefs in Zivil. Im Sudan rechnet man im August mit einem Friedensschluss zwischen Zentralregierung und Rebellen im S-Sudan (auf massiven Druck der Amerikaner). Daran knüpft sich die Hoffnung, dass dann die exzessive Kontrolliererei ein Ende nimmt und der Tourismus eine Chance bekommt.
Jetzt hoffen wir ab Äthiopien auf etwas weniger Inanspruchnahme durch die Behörden und mehr kulturelle Höhepunkte. Im Anschluss daran gilt es noch die überfallgefährdete Grenzregion zwischen Äthiopien und Kenia zu passieren um nach O-Afrika zu gelangen. Damit dürfte dann der schwierigste Teil der Afrika-Reise überstanden sein und ein etwas entspannteres, komfortableres und besser versorgtes Reisen in Richtung Südafrika beginnen.
Der Liter Diesel kostet im Sudan zwischen 0,25 und 0,35 Euro, weshalb wir vor der Ausreise nach Äthiopien 660l gebunkert haben.
Im Tschad kostete der Liter Diesel 500 FCFA = ca. 0,80 Euro.
23.06.03 Aus dem Sudan
Liebe Freunde,
manchmal wissen wir nicht, ob wir lachen oder weinen sollen.
Nach zweiwöchigen Bemühungen war es uns gelungen in N'Djaména/Tschad das Visum für den Sudan zu bekommen. Zunächst hatten wir es einfach von der Botschaft des Sudan haben wollen, es wurde uns jedoch klar gesagt, dass Visa zur Einreise auf dem Landweg über den W-Sudan seit April grundsätzlich nicht erteilt würden. Dann wandten wir uns an den Geschäftsträger der Deutschen Botschaft in N'Djaména, den ich von früher kannte und immer wieder mit Streckeninformation über den N-Tschad gefüttert hatte. Auf meine Bitte um Intervention bei den Sudanesen wurde er sofort aktiv, wir bekamen einen Gesprächstermin in der sudanesischen Botschaft und man sagte uns zu in Khartoum um eine Sondergenehmigung zu bitten. Mit Bitte um Unterstützung von Sudanesischer Seite wandten wir uns auch an unseren Freund Ahmed aus Khartoum. Ca. 1 Woche später erfuhren wir von der Sud. Botschaft, dass die Sondergenehmigung nicht erteilt würde. Wir besorgten uns sofort die Visa für den Kamerun um die Westroute nach S-Afrika zu fahren, mit Verschiffung um Dem. Rep. Kongo herum. Die Strecke wäre allerdings wesentlich teurer, weniger interessant und nicht weniger riskant. Am nächsten Tag reisten wir in Richtung S-Tschad ab, von wo wir in den Kamerun einreisen wollten. Nach 130km bauten wir unser abendliches Camp im Busch auf und ich rief E-Mails ab. Da kam ein Mail zum Vorschein, in dem uns Ahmed schrieb, dass er in Khartoum ein Visum für uns besorgen könne. Also fuhren wir zurück nach N'Djaména und hatten nach knapp einer Woche unbeschreiblichen Hin und Her die Visa im Pass.
Das Visum für den Sudan ist so wichtig, weil die Reise vom nördlichen Teil in den südlichen Teil Afrikas nur über Sudan oder Dem. Rep. Kongo möglich ist, denn die beiden Länder bilden einen geschlossenen Riegel zwischen Atlantik und Rotem Meer.
Für den West-Sudan gibt es seit Monaten kein Visum, weil dort im "Jebel-Marra-Gebirge" eine Rebellenbewegung sehr aktiv geworten ist, die bei Überfällen auf das Militär in El Geneina, El Fasher und Kutum hunderte von Soldaten getötet hat.
Wir sind vor drei Tagen über dieses El Geneina in den Sudan eingereist und stehen derzeit 100 km östlich von El Fasher, haben also in den letzten drei Tagen das Rebellengebiet durchquert und fühlen uns heute Abend mit 100km Abstand zu El Fasher wieder sicher.
Die Einreise in den Sudan in El Geneina war umständlich aber problemlos. Man riet uns in Richtung Nyala zu fahren und von dort nach El Fasher, also nicht direkt nach El Fasher, weil die direkte Strecke durch das zentrale Rebellengebiet führt.
Also fuhren wir in Richtung Nyala los und wollten am ersten Abend die Stadt Zalingei am Weg erreichen um uns dort in den Schutz des Militärs zu begeben. Das Militär in El Geneina hatte uns dringend geraten nicht nachts zu fahren und nicht unterwegs zu übernachten.
50 km vor Zalingei begann es jedoch in den Bergen zu regnen, die Piste wurde glitschig und immer schwerer zu befahren. Wir waren dennoch entschlossen Zalingei zu erreichen, wurden aber beim Einsetzen der Dämmerung von einem plötzlich stark Wasser führenden Oued(Trockental)gestoppt. Es war nicht daran zu denken wärend des Regens bei steigendem Wasserspiegel vor Einsetzen der Dunkelheit den Versuch einer Durchquerung zu unternehmen. Also fuhren wir einige km zurück suchten uns in den Bergen einen Standplatz, der auch nach weiterem Regen wieder in Richtung Piste zu verlassen wäre, der eben ist und nicht durch Blitzschlag gefährdet ist. An wirkliche Deckung gegen Sicht von der Piste war nicht zu denken.
Wir mussten im Rebellengebiet wild übernachten, ob wir wollen oder nicht. Also gab ich per Satellitentelefon nach Deutschland unsere Position durch, beschrieb die Situation und sagte, dass ich mich am nächsten Morgen wieder melden werde.
Es fiel uns schwer einzuschlafen, aber die Nacht war ruhig und in fast 1000m Höhe angenehm kühl. Am nächsten Morgen konnten wir das Oued mit Hilfe Einheimischer, die uns zeigten wo wir fahren können, durchqueren und in Deutschland per Satellitentelefon Entwarnung geben. Auf dem zweiten Steckenabschnitt zwischen Zalingei und Nyala wunderten wir uns über massiven militärischen Begleitschutz eines kleinen uns entgegenkommenden Konvois von Fahrzeugen einer medizinischen Hilfsorganisation. Kurz darauf wurden wir an einer Straßensperre gestoppt und ich wurde zum Kommandeur einer Kaserne begleitet. Der Kommandeur sagte mir, dass die folgenden 50 Kilometer gefährlich seinen. Ich bat um Begleitung, das wurde abgelehnt. Ich sagte ich wolle auf andere Fahrzeuge warten, damit wir einen Konvoi bilden können, man sagte mir ich solle sofort fahren, schnell fahren und nicht stehen bleiben. Es gibt Zeiten da ist man beim Fahren hell wach, das war so eine Zeit, aber es ging gut.
Wir fuhren durch nach Nyala, wo wir vor dem Gelände des DED (Deutscher Entwicklungs Dienst) stehen konnten. Wir gingen mit den Leuten vom DED in ein einfaches Restaurant, mussten aber bis 22h wegen nächtlicher Ausgangssperre wieder zurück beim Fahrzeug sein. Es stellt sich heraus, dass die DED-ler dort nicht nicht hinfahren dürfen, wo wir her gekommen sind. Sie berichten von Überfällen bei welchen Geländewagen geraubt werden (da war doch mal was!). Heute früh gingen wir in Nyala zur "Security" um uns zu erkundigen, in welche Richtung wir am sichersten fahren. Zunächst nach Osten, dann nach Norden oder zunächst nach El Fasher (in Norden), dann nach Osten. Man sagte die Strecke nach El Fasher sei derzeit sicher, also fuhren wir diese, schnellere Strecke. Heute Nachmittag erreichten wir nach sehr strammer Fahrt El Fasher, hatten dort noch erheblichen Stress mit der "Security", weil wir uns ihr nicht unaufgefordert gestellt hatten, das Fahrzeug wurde gefilzt und es wurde herumtelefoniert, bis wir wieder fahren durften. Es reichte nach dieser anstrengenden weiteren Verzögerung noch um 100km nach Osten, also weg von El Fasher zu kommen.
Jetzt fühlen wir uns wieder sicher und campen in wüstenhafter Landschaft ca. 1km von der Piste entfernt am Fuß eines Hügels hinter einer Steinbarriere. Die Wahl des Platzes war wieder schwierig, weil dicke Regenwolken am Himmel hängen und wir bei Platzregen am Hang nicht weggeschwemmt werden möchten. Wir lachen, weil nach dreiwöchigem Kampf das Visum erteilt wurde und wir die kritische Region, wegen derer Visa regelmäßig verweigert werden, unbeschadet durchqueren konnten.
Wir weinen, weil wir nicht einsehen, warum das Reisen wegen politischer und militärischer Verwicklungen immer schwieriger wird. Was uns an umfassenderen technischen und finanziellen Möglichkeiten heute als Erleichterung zur Verfügung steht, wird zum Teil durch die genannten Probleme zunichte gemacht. Jetzt fahren wir nach Khartoum, das wird ca. 3-4 Tage dauern, besorgen uns das Visum für Äthiopien, fahren dann nach Suakin ans Rote Meer und erst danach nach Äthiopien. In Suakin angekommen hätten wir dann den Afrikanischen Kontinent durch den Sahel vom Atlantik (Mauretanien/Sengegal) zum Roten Meer (Sudan)duchquert. Dann wird es Zeit die Durchquerung des Kontinents auch von Nord nach Süd zu einem guten Ende zu bringen.
Das war's für heute.
Klaus Därr
(Chef de mission: "Cadeaux Sans Frontières")
02.06.03 "Blinker rechts"
Nach nunmehr 4 1/2 Monaten Fahrt und gut 19.000 km sind wir in N'Djaména/Tschad angelangt. Heute war der Tag der Entscheidung, denn die Botschaft des Sudan erteilt derzeit kein Visum zur Einreise auf dem Landweg aus dem Tschad kommend. Grund ist die zu Jahresanfang entstandene Rebellenbewegung in der W-Provinz Darfour mit Kämpfen in Nyala, El Fasher und Kuttum. Das Visum zu Einreise auf dem Luftweg würde zwar erteilt, aber es ist uns zu gefährlich hier zu trixen. Wir müssten uns zwei Flugtickets kaufen, das Visum zu Einreise auf dem Luftweg beantragen (25.000 CFA/Person = ca. 38 Euro). Dann müssten wir hoffen, dass uns Sudan Airways bei der Rückgabe der Tickets den Kaufpreis erstattet ohne uns zu verpetzen, wir müssten hoffen, dass bei der Einreise auf dem Landweg der Vermerk, dass das Visum nur für den Luftweg gilt, unbemerkt bleibt und schließlich müssten wir hoffen von der Rebellenbewegung selbst nicht gefährdet zu werden. Das ist uns zu viel der Unsicherheit.
Wir setzen also den Blinker rechts und biegen nach Süden ab. Die Reise geht jetzt durch den S-Tschad nach Kamerun, Gabun nach Cabinda, von wo aus wir nach Luanda/Angola oder Walfish Bay/Namibia verladen möchten. Geht auch das nicht, so setzen wir von Douala/Kamerun nach S-Afrika, S-Amerika oder N-Amerika über. Nun noch die Infos zu den letzten Reiseabschnitten. Die Einreise und Durchreise durch Bénin war problemlos, das Tanken dort aber entgegen unseren Erwartungen nicht billiger als in Togo. Die Tankstellen sind alle mangels Kundschaft verwahrlost oder geschlossen, weil fast ausschließlich aus Nigeria geschmuggelter Treibstoff am Straßenrand verkauft wird. Das ist eine einzige Umweltkatastrophe, außerdem erhält man verunreinigten Treibstoff, hat keine richtige Kontrolle über die getankte Menge und jede Menge Zeitaufwand. In Nigeria ist Diesel teurer als Benzin, entsprechend auch der Schwazmarktpreis in Benin nur unwesentlich unter dem Tankstellenpreis.
Ein Transitvisum für Bénin gab es an der Grenze, es gilt 48 St. und muss in Cotonou in ein länger gültiges Visum umgeschrieben werden. Die Einreise in den Niger war problemlos, das Visum hatten wir aus Togo, hätten es aber auch in N-Bénin beim Konsulat in Parakou bekommen können. Von Niamey aus fuhren wir 1300 km nach Osten bis Diffa um dort nach Nigeria einzureisen. Nigeria machte seinem schlechten Ruf durchaus Ehre. Es gibt hunderte von Tankstellen, an denen aber keinen Treibstoff. Schon beim Einbiegen in die Tankstelle lachen sich die Tankwarte kringelig. Dagegen finden sich alle 100m am Straßenrand Verkäufer, die den Treibstoff aus Flaschen zum Schwarzmarktpreis verkaufen.
Wir haben auf dem Schwarzmarkt ca. 560 l getankt und dafür 0,40 Euro/Liter also das Doppelte des offiziellen Preises bezahlt. Bei der Einreise wurden die Impfpässe verlangt und dann wurden unsere Lebensmittelvorräte darauf überprüft, ob deren Gültigkeitsdatum nicht abgelaufen ist. Nach langer Suche fand man drei Packungen mit abgelaufenem Datum. Weil deren Inhalt aber nicht nach dem Geschmack der kontrollierenden Beamten war beließ man sie uns mit dem Hinweis "Dont give them to a Nigerian". Man wollte dafür aber zwei Müsliriegel haben, die ich ihnen mit dem Hinweis überließ: "Take care, that they will not be eaten by Nigerians".
Nach der ersten und einzigen Übernachtung in Nigeria auf dem Parkplatz des Lake Chad Hotels in Maiduguri erschien um 7h eine Zivilkontolle der Immigration, die uns unbedingt in Bedrängnis bringen wollte um Schmiergeld abzuzocken. Die Leute waren sehr massiv, konnten aber trotz intensiver Bemühungen keinen realen Ansatzpunkt zur Erpressung finden. Vorgeschobene Gründe wie fehlende Anmeldung im Hotel oder angeblich abgelaufene Gültigkeit der Impfungen konnte ich abwehren. Es wird bei der Abzocke in Nigeria mit weit härteren Bandagen gekämpft als in anderen Ländern Afrikas.
Die Einreise von Nigeria nach Kamerun war das reine Vergnügen. Das Transitvisum wurde sofort, freundlich und ohne Versuch der Abzocke ausgestellt. Nach nur ca. 140km hat man N-Kamerun durchfahren und steht bei Kousseri an der Grenze zum Tschad. Unmittelbar vor der Grenzstation noch eine Straßenkontrolle der Polizei. Man will die Pässe und die KFZ-Versicherung sehen. Dabei fällt mir auf, dass die Versicherung für W-Afrika zwar noch gültig ist, Kamerun aber darin nicht eingeschlossen ist. Nur gut, dass das der kontrollierende Beamte nicht merkt und ich ruhig bleibe. Die Ausreise aus Kamerun verläuft problemlos aber bei der Einreise in den Tschad wird Geld verlangt. Zunächst gegen Quittung 5.000 CFA = ca. 7,6 Euro für die Brückenbenutzung und dann jeweils einige 1.000 CFA bei der Immigration und dem Zoll ohne Quittung. Dafür entfällt die "Inspection de Véhicule", die wir auch seit zwei Monten an keiner Grenze mehr erlebten. Eigentlich gab es die nur an der Atlantikküste bis Gambia, weil sich dort auch die Autoschieber bewegen, die in ihren Autos noch andere Mitbringsel wie Computer, Kühlschranke, Handys und ähnliches transportieren. Uns scheint man mitten in Afrika inzwischen zu glauben, dass wir zwar einen umfangreichen und z.T. luxuriösen Hausrat mitführen, aber keine Schmuggelware.
Manche Leser meines "Tagebuchs" werden sich fragen, wenn das alles so schwierig ist, warum macht er denn dann die Reise? Das frage ich mich auch manchmal, werde aber fast täglich mit unvergesslichen Begegungen, Situationen und Landschaften dafür belohnt unterwegs zu sein. Das Leben auf Reisen ist einfach unvergleichlich viel intensiver als der Alltag daheim.
04.05.03 Lomé/Togo
Nach dreieinhalb Monaten und 15.000 km Fahrt haben wir in Lomé den Atlantik wieder erreicht. Wir stehen beim Bungalow-Hotel mit Campingmöglichkeit "Robinson Plage" direkt oberhalb des Strandes, es weht ein angenehm warmer, gleichmäßiger Wind. Der Platz ist sehr angenehm und sicher, denn er ist durchgehend von zwei uniformierten Einheimischen bewacht. Der Diesel kostet hier in Togo 300 CFA/Liter, was ca. 0,45 € entspricht. Verbleites Normalbenzin kostet 350 CFA.
Im benachbarten Benin, unserem nächsten Ziel, kostet der Liter Diesel dem Vernehmen nach nur 250 CFA, also knapp 0,40 €. In nächsten Nachbarland, Nigeria ist der Diesel sicher noch billiger, wenn er denn zu bekommen ist. Es wird im BBC World Service jedoch ständig von Streiks und Besetzungen der Ölplattformen im Niger-Delta gesprochen. Togo zeigt sich angenehm unproblematisch, wenig Kontrollen, aber das kann sich ändern, denn Wahlen stehen bevor in welchen sich der rechte Diktator Eyadema wieder wählen lassen möchte. Er ist seit den 60er-Jahren fast durchgehend an der Macht. Wie alle rechten Diktatoren (Hugo Banzer/Bolivien, Eduardo Stroessner/Paraguay) dieses Planeten war er ein enger Freund von Franz Josef Strauß unserem hausgebackenen, verhinderten Diktator, der in meinem Heimat-Landkreis Rosenheim/Bayern noch immer sehr verehrt wird.
Das Visum für Togo haben wir an der Grenze bekommen, es gilt 7 Tage, kann aber in Lomé verlängert werden. Das Visum für 2 Tage Bénin bekommt man auch an der Grenze und kann es dann verlängern lassen. Ebenso bekommt man das Visum für den Niger aus Burkina Faso kommend an der Grenze zum Niger.
Zu meiner Verwunderung treffen wir auf unserer Reise selbst an vermeindlichen Brennpunkten wie hier in Lomé keine Traveller, die mit Auto unterwegs wären.
Seit Dakar, wo die Autoschieber noch hinkommen, haben wir nur einen Motorradfahrer aus Bern in Bamako/Mali getroffen und ein Pärchen aus England mit Land Rover in Ouagadougou/Burkina Faso. Dass der Individualtourismus nach Afrika in den letzten 15 Jahren abgenommen hat war mir klar, dass er aber fast klinisch tot ist war mir nicht bewusst. Dabei spielt sicher auch die Wirschaftskrise mit der Angst um den Arbeitsplatz in Deutschland, der IRAK-Krieg und die schreckliche, anhaltende Entführung der 31 Touristen in Algerien eine Rolle. Warum aber gerade den Deutschen das Herz völlig in die Hose gerutscht ist und sie völlig ausbleiben verstehe ich nicht. Gut, dass ich seit fünf Jahren nicht mehr von der Reisefreudigkeit der Deutschen wirtschaftlich abhänge.
Die Fahrt entlang der Hauptverbindungsachse im Norden Togos war streckenweise erschreckend. Gerade in gebirgigen Regionen ein LKW-Unfall am anderen. Es sieht streckenweise aus wie nach einem Luftangriff. Gründe sind der stark erhöhte Verkehr von Lomé nach Norden, weil die Versorgung der Länder im Sahel aus dem Krisengebiet Elefenbeinküste nicht mehr funktioniert, weiterer Grund die maßlose Überladung der LKWs, der die Bremsanlage bei Bergabfahrt nicht gewachsen ist. Außerdem sind die Fahrzeuge auch sonst oft in technisch fragwürdigem Zustand und die Fahrer übermüdet. Es gilt selbst ungewöhnlich aufmerksam zu fahren und ständig auf die gefährlichsten Verkehrssituationen gefasst zu sein.
20.04.03 Mali
Seit ca. zwei Wochen sind wir in Mali unterwegs und verblüfft, wie entspannt sich Menschen und Behörden geben. Kontrollpunkte gibt es fast nicht und wenn, dann ist das sofort erledigt, es wird allenfalls nach einem Kugelschreiber gefragt. Das vereinfacht es natürlich nicht nur uns zu reisen, sondern auch westafrikanischen Autoschiebern, die Fahrzeuge nach Mali bringen über die sie im politisch/militärischen Chaos der Elfenbeinküste die Verfügungsgewalt erlangten. Wir waren schon weit südlicher als im Moment, aber der Abstecher von Bamako nach Tombouktou (Timbuktu) mußte einfach sein. Wir hätten bis zu unserem Lebensende erklären müssen, warum wir fast überall in der Sahara und dem Sahel waren, nur nicht in Tombouktou. Also haben wir uns einige Tage Zeit genommen und sind die attraktive Piste über Niafounké nach Tombouktou gefahren. Tombouktou selbst war interessant aber nicht umwerfend. Jetzt sind wir auf dem direkten Weg von Tombouktou nach Hombori mit Führer quer durch die "Reserve des Elephants de Gourma" am Bansana-See mitten im Sahel. Morgen werden wir versuchen die hier lebenden Elefanten zu sehen, deren Hinterlassenschaft schon überall zu finden ist. Dann geht es weiter nach Ouagadougou in Bourkina Faso, wo wir uns wieder versorgen können und eine Garantieinspektion bei der dortigen MAN-Vertretung machen lassen können.
Sorgen bereitet uns der Sudan, den wir durchqueren müssen um nach O-Afrika zu gelangen. Gerüchteweise hören wir, dass der Sudan wegen des Irak-Kriegs derzeit keine Touristen-Visa erteilt und in den IRIN-Informationen der UNO im Internet erfahren wir, dass es im W-Sudan seit Januar eine neue Widerstandsgruppe gibt. Da der Sudan zusammen mit D.R.Kongo eine geschlossene Linie vom Indischen Ozean zum Atlantik bildet ist der Kontinent dann nicht von N nach S zu durchqueren, wenn beide Länder geschlossen sind.
Der brüllenden Hitze hier im Sahel vor der Regenzeit können wir nur deshalb einigermaßen Widerstand leisten, weil wir eine Dusche im Auto haben (400l Brauchwassertank) und ausreichend Transportkapazität für Getränke von Flaschenwasser über Bier bis zu Ananassaft in Dosen.
Unser TerraCross-Weltreisefahrzeug bewährt sich weiterhin hervorragend, Fenster und Dachluken hat es ausreichend, die nützen aber dann nur bedingt etwas, wenn sich in den tropischen Nächten mal wieder kein Lüftchen rührt, das die kühlere Luft in unser Fahrzeug befördern könnte. Sobald ich weiß wie ich dran komme werde ich mir einen 24V-Autoventilator zulegen, fürchte aber, dass ich den hier in Afrika nicht bekommen kann und eine Möglichkeit suchen muß ihn aus Deutschland kommen zu lassen. An den dusseligen Ventilator hätte ich schon früher denken können, den habe ich schon 1975 in der ersten Auflage meines(vergriffenen) Buches "TransSahara" empfohlen.
Diesel kostet hier in Mali derzeit 400 CFA, also ca. 0,6 Euro, der Liter Benzin 600 CFA. In Benin soll der Treibstoff deutlich billiger sein, im ungeliebten Ölstaat Nigeria natürlich sowieso.
Bisher konnten wir übrigens sowohl im Senegal, als auch hier in Mali (Bamako) bei der BICI-Bank problemlos mit unserer VISA-Karte (auf Guthabenbasis)
Bargeld am Automaten ziehen. Höchstbetrag 200.000 CFA, also ca. 300 Euro, aber ich konnte auch zwei mal unmittelbbar hintereinander ziehen.
Melde mich wieder, wenn ich Zeit, Lust und Stoff zum Schreiben habe!
30.03.03 Gambia und Guinea
Vom nördlichen Teil des Senegal fuhren wir über die östliche Grenzstation Farafenni nach Gambia. Obgleich an der Grenze kaum Verkehr war, dauerte die Grenzüberquerung über 2 Stunden. Das ist in Afrika nicht ungewöhnlich, dass davon aber 1 1/2 Stunden auf das Filzen des Fahrzeugs entfielen war schon extrem nervig. Man war zwar höflich und korrekt, aber wild entschlossen in unserem Fahrzeug zumindest Waffen zu finden. Der von mir gleich am Anfang auf Anfrage deklariere CS-Gasspray verursachte erhebliche Aufmerksamkeit und beflügelte bei der Suche. Am Schluß beließ man uns den dort verbotenen CS-Gasspray mit dem Hinweis ihn zu verstecken. Damit hatten wir aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn entlang des N-Ufers des Gambia/Rivers sind ca. alle 15 km wieder Kontrollen. Eine wollte nicht nur die Papiere sehen, sondern auch das Auto "scannen". Mit sicherem Griff fand man erneut den Spray und erklaerte mich als "arrested" wegen Waffenbesitzes. Es war sehr anstrengend die Polizisten davon zu überzeugen, dass mir der Spray nicht so wichtig ist, sie ihn behalten sollten und wir eine außergerichtliche Klärung finden müssen.
Der erste Tag in Gambia war zu 50% der Reisezeit mit Kontrollen und Abwehr von allgegenwärtigen, erpresserischen Beamten gefüllt. Die Tagestemperaturen stiegen auf bis zu 45°C und auch nachts fiel das Thermometer nicht unter 35°C.
Eine ungelernte Arbeitskraft verdient übrigens in Gambia ca. 30 €, eine gut ausgebildete ca. 40 - 50€ im Monat! Die Diskrepanz zwischen dem Einkommen der einfachen Menschen und den Preisen für Produkte, die für Devisen importiert werden müssen, wie Treibstoff, Medikamente etc. wird immer größer und für Einheimische zunehmend unüberwindlich.
Herzliche Aufnahme erfuhren wir jedoch bei den megalithischen Steinkreisen von Wassu, wo uns der Wärter Morro einen schönen Standplatz unter einem schattigen Baum in dem ein Waran haust zuwies, und uns am anderen Tag noch eine Bootstour rund um das Baboon-Island, auf dem Schimpasnesen ausgewildert wurden, ermöglichte.
Wir beschlossen das behördlicherseits ungastliche, korrupte und schlecht versorgte Gambia schnellstmöglich wieder zu verlassen und fuhren über Georgetown in den SO-Senegal.
Vom SO-Senegal ging es noch am gleichen Tag weiter nach Guinea, wo wir uns heute in der Nähe von Labé mitten im Busch für einen Tag eingerichtet haben. Hier auf 1000m Höhe sind die Tage mit nur 35-38 °C nicht so heiß und die Nächte mit 20-25°C erfrischend kühl.
Das touristisch praktisch völlig unbeleckte Guinea (Conakry), das wir zuletzt vor fünf Jahren besuchten, überrascht uns total. Damals war es noch unterdurchschnittlich versorgt, Checkpoints allgegenwärtig und zockig. Jetzt ist die Zahl der Kontrollpunkte reduziert, man kontrolliert fast nur das "Laissez Passer", das man als Autofahrer zusammen mit dem Visum bei der Botschaft Guineas bekommt. Bisher auch kein Versuch uns etwas abzupressen. Die Bevölkerung ist zurückhaltend und freundlich, die Dörfer sauber und ursprünglich. Wegen seiner Gebirgslandschaften und dem damit möglichen Blick in die Weite ist Guinea auch ungewöhnlich schön.
Das Visum für Guinea kostet übrigens in Dakar pro Person 20.000 CFA, also ca. 30 €. Das Laissez Passer kostet ebenfalls 20.000 CFA. Abholung der Pässe an Folgetag. Der Liter Diesel kostet in Guinea ca. 0,75 €, der Liter Benzin ca. 0,85 €.
In ungefähr einer Woche werden wir nach Mali weiterreisen. Das Visum für Mali haben wir uns auch in Dakar besorgt, es hat 22.500 CFA gekostet, also ca. 35 € pro Person. Abholung der Pässe am übernächsten Werktag, mit Cadeau evtl. auch am Folgetag.
Viele Grüße aus Guinea
Klaus
11.03.03 In Mauretanien angelangt
Was Autoschieber in drei Wochen schaffen haben wir in zwei Monaten gemacht, die Fahrt von Deutschland bis Nouakchott in Mauretanien. Damit ist der zentrale Bereich der Sahara durch- bzw umfahren.
Von S-Marokko kommend nahmen wir die Straße nach Es Semara und erfuhren erst später, dass die Bereiche neben der Straße z.T. noch vermint sind. Die verminten Gebiete sind durch vom Caterpillar geschobene Sand-/Kieshaufen umgrenzt, auf denen ein Steinmännchen errichtet ist. Ich hatte mich immer gewundert was das ist und vermutet es seien Deckungen für Schützen und das Steinmännchen eine Auflage für das Gewehr. Für die klassischen Wohnmobilisten, die jetzt auch hier schon unterwegs sind, ist das nicht so gefährlich, weil sie den Teer mit dem Fahrzeug ohnehin nicht verlassen können, mit Allradfahrzeug fühlt man sich da freier und ist offensichtlich gefährdeter.
Aus reiner Neugierde fuhren wir über Bou Kra nach Galtat Zemmour, früher die Grenzstation der Spanier in Richtung Mauretanien. In den Ort kommt man aber als Zivilist nicht rein, er ist durch einen Gendarmerieposten abgeriegelt. Also geht hier, entgegen manchen Gerüchten, in Richtung Mauretanien gar nichts. Die Rückfahrt nach Laayoune war landschaftlich reitzlos, wie es praktisch alle für Touristen erreichbaren Teile der W-Sahara, außer Abschnitten der Küste sind. In Laayoune-Plage trafen wir zufällig auf "Sahara Willy" aus Giessen und Edwin Kreutzer aus Berlin, die mit ihren beiden Mercedes 911 von Süden kamen. Grund genug einen Tag zum Palavern einzuschieben und Erfahrungen auszutauschen.
In der W-Sahara verbrachten wir kurz drauf einen herrlichen Tag an einem einsamen Strand, der erst zugänglich ist, seitdem auch der südlich Teil der W-Sahara ohne Konvoi befahren werden darf.
Der Grenzübergang nach Mauretanien in Küstennähe war etwas langwierig aber unproblematisch. Jeder mauretanische Checkpoint ("Zockpoint") versucht einem was aus den Rippen zu leiern, man bleibt aber bescheiden und wird nicht hinterhältig. Der Reisende fährt noch immer auf schlechter Piste oder noch schlechterem "Goudron Espaniol", also völlig verfallener spanischer Teerstraße, vom letzten marokkanischen zum ersten mauretanischen Posten. Dazwischen tummeln sich die Schmuggler im Niemandsland und der mauretanische Zoll-Toyota schaut ab und zu vorbei um sein Schweigegeld abzuholen. Mit dem Wissen, dass die Gegend in Grenznähe vermint ist wird der Reisende nicht belastet, er wird einfach von den Marokkanern nach Süden entlassen, wo er dann langfährt ist seine Sache. Schilder gibt es ebensowenig, wie eindeutige Pistenmarkierungen. Es scheint aber dnnoch nicht viel zu passieren.
Nur wenige KM von letzten marokkanischen Kontrollpunkt beginnt zwar eine brandneue Straße, die führt aber nicht zum mauretanischen Kontrollpunkt, sondern direkt zur Eisenbahnlinie, wo heftig an einer Straße gebaut wird. Es wird wohl noch enige Jahre dauern, bis die durchgehende Straße nach Nouakchott fertig ist, gebuddelt wird aber schon. Von Nouadhibou ging es durch den Nationalpark zum Atlantik und dort entlang des Strandes in Richtung Nouakchott. Die Ebbe war bei Halbmond nicht stark ausgeprägt, weshalb das Fahren am Strand sehr anstrengend und treibstofffressend war. Faszinierend ist es trotzdem, wenn unmittelbar rechts das Meer tobt und links die Dünen die Flucht ins Inland verhindern.
Nouakchott hat sich mächtig entwickelt, bietet zwar keinen vernünftigen Campingplatz, aber gute Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Beim Geldwechsel haben die Mauren was neues erfunden. Man wechselt in der Wechselstube zum offiziellen Kurs, bekommt eine Wechselquittung und als Dank des Geldwechslers noch einmal ca. 10% Bargeld ohne Beleg nachgeschoben. Man könnte es offiziellen Schwarzwechsel nennen. Durch den starken Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar ist es derzeit besser US$ zu tauschen als Euros.
Melde mich voraussichtlich aus Dakar wieder.
27.02.03 In der W-Sahara angekommen
Nach Schaden des Verteilergetriebes, der im Dünengebiet Erg Chebbi in Marokko bei unserem Fahrzeug ersichtlich wurde, fuhren wir zunächst nach Casablanca zu MAN. Dort konnte man mangels Ersatzteilen für unseren Fahrzeugtyp den Schaden nicht endgültig beheben und empfahl nach Spanien zurück zu kehren. Teile zu bestellen hätte 3-5 Wochen gedauert, weil der marokkanische Zoll dazwischen ist und das Fest des Hammelschlachtens anstand.
In Algeciras in S-Spanien bestellte die dortige MAN-Vertretung ein neues Getriebe aus Deutschland und baute es ohne zu zögern auf Garantie ein. In den Tagen der Wartezeit besuchten wir Teile Andalusiens und Gibraltar. Wir haben es ja nicht eilig und auch dieser südwestlichste Teil Europas ist sehr intessant und von erfreulich freundlichen Menschen bevölkert.
Vor der Wiedereinreise nach Marokko haben wir unsere Tanks für knapp 50 Cent / Liter in Ceuta/Spanien/Afrika noch einmal voll aufgetankt.
In der Zwischenzeit haben wir das Stammland Marokkos durchquert und campen in der W-Sahara zwischen Laayoune und Smara in topfebener Wüste bei heftigem Wind. Mit dem Diesel aus der spanischen Exklave Ceuta haben wir die 2.000 km bis in die W-Sahara geschafft, wo wir für knapp 30 Cent wieder alles auftanken konnten. Hier in der W-Sahara kann man jetzt auch Smara, Bu Kra und Galtat Zemmour besuchen. Die Weiterreise nach Mauretanien ist wohl von Galtat Zemmour aus nicht zulässig und auch nicht erstrebenswert, aber wir werden morgen hinfahren und vor Ort nachfragen. Die Weiterreise in Richtung Mauretanien erfolgt seit ca. 1 Jahr ab Dakhla ohne Konvoi nach Süden. Das bietet uns die Möglichkeit gelegentlich Abstecher zur Atlantikküste zu machen, insbesondere dort, wo ein blendend weißer Strand aus Muschelkalk lockt. Bisher donnerten wir da immer im Miltärkonvoi vorbei und konnten ihn nicht näher inspizieren. Ansonsten scheint es nach unseren bisherigen Erfahrungen in der W-Sahara kaum touristische Attraktionen oder aufregende Landschaften zu geben, jedenfalls nicht solche, die für den Touristen erreichbar wären. Ca. 60 km nördlich der Grenzstation zu Mauretanien "Guerguarat" soll jetzt ein Hotel und vor allem eine Tankstelle errichtet worden sein. Da werden wir uns ausreichend marokkanische Dirham aufheben um für zollfreien Diesel noch ausreichend Kleingeld bereit zu haben bevor wir nach Mauretanien einreisen.
Wir hoffen, dass es gelingt den von den USA geplanten Krieg im Irak zu verhindern. Wenn die Aggression dennoch stattfindet, dann hoffen wir die "Islamische Republik Mauretanien" bereits durchquert zu haben. Allerdings sind die Menschen zumindest hier in Marokko gut informiert und wissen sehr wohl, dass sich Deutschland gegen diesen Krieg stemmt. Hätte sich der Bundeskanzler Schröder nicht so engagiert gegen den Krieg ausgesprochen und damit andere Regierungen aus der Deckung geholt, so wäre der Krieg wohl schon in vollem Gange. Nach dem Völkerrecht dürfen die USA nicht ohne OK der UNO angreifen, nach eben diesem Völkerrecht dürfte sich aber das unmittelbar mit Krieg bedrohte Land durch einen Erstschlag wehren. Darüber redet nur keiner, außer wenn es um den Sechstagekrieg 1967 zwischen Israel und Ägypten geht, als das unmittelbar von Krieg bedrohte Israel in einem Luftangriff auf die ägyptischen Flughäfen einen strategischen Erstschlag platzierte. Das war natürlich reine Selbstverteidigung zum Zwecke der Vergrößerung des Staatsgebietes.
Alle Menschen und Völker sind bekanntlich mit gleichem Recht ausgestattet, einzelne sind allerdings gleicher als andere.
29.01.03 O-Marokko im Januar: sonnig aber kühl
Liebes Tagebuch,
liebe Zurückgebliebenen,
am 14. Januar sind wir letztlich gestartet, wie es in den letzten sechs Wochen auch geplant war. Die letzten drei Wochen, insbesondere die letzte Woche waren das reine Chaos mit kaum zu ertragendem Stress bei der Haushaltsauflösung, Übergabe an den Mieter, Beladung des Fahrzeugs etc. Man macht sich einfach keine Vorstellung davon, wie vielfältig die Bindungen sind, die getrennt bzw. verwaltet werden müssen, auch wenn man immer versucht hat möglichst frei zu bleiben.
Als Anreiseweg nach Marokko wählten wir überwiegend große Staatsstraßen durch Frankreich nach Andorra und weiter durch Spanien nach Almeria. Damit ersparten wir uns weitgehend die Mautgebühren für unseren 10-Tonner und konnten in Andorra günstig tanken.
Wir nahmen das heruntergekommene Schiff "Ciudad de Salamanca" der TASMEDITERRANEA von Almeria nach Melilla in N-Afrika. Dort kauften wir noch einmal zollfrei kräftig ein und tankten 550l Diesel.
Die Grenze nach Nador in Marokko war wegen starken Andrangs durch Marokkanische Kleinhändler mit zwei Stunden zwar langwierig, aber problemlos.
Von Nador fuhren wir nach SO über das "Plateau de Rekkam" nach Figuig an der Algerischen Grenze. Die Grenze zwischen Marokko und Algerien ist erwartungsgemäß weiterhin komplett für Touristen und Einheimische geschlossen. Algerien ist allerdings auch nicht unser Ziel, wir haben die Visa für Mauretanien im Pass.
Wegen der Jahreszeit, der gewählten Route und der Kriegsgefahr im Irak, ist seit der Einreise vor einer Woche weit und breit kein Tourist zu sehen. Die Marokkaner sind freundlich wie immer und zeigen sich erfreut über die Position Deutschlands in der Irak-Frage. Wir stoßen auf keinerlei Ressentiments oder gar Agression. Das mag in der "Islamischen Republik Mauretanien" anders werden, wenn gar der Angriff der USA auf den IRAK erfolgt sein wird. Mauretanien gilt als Irak-freundlich, dorthin war während des letzten Irak-Krieges die Familie von Sadam Hussein ausgelagert.
Hier in Marokko ist also alles klar. Gestern campten wir nur 10km von der Algerischen Grenze entfernt. Nach der Übernachtung stöberte uns die Gendarmerie mit ihrem JEEP im Gelände auf. Nach kurzer Begrüßung und Erklärung was wir machen erklang das freundliche "Soyez bienvenus au Maroc", wie es ausnahmslos alle Gendarmen sagen, sobald klar ist, dass man sich legal im Land aufhält.
Jetzt sitze ich an meinen Notebook im Freien mit Blick auf Display, dahinter Wadi und dann fast vegetationslose Berge. N 32°22,40\', W 3°40,92\', Höhe 1300m, Temperatur 18° C, leichte Bewölkung, trockene Luft.
Das Notebook wird über ein Kabel aus dem 24V/240V - Wandler im TerraCross Wohnmobil gespeist. Am anderen Ende des Notebooks hängt das THURAYA Satellitentelefon, mit dem ich diesen Tagebucheintrag auf den Webserver in München übertrage.
Ich wünsche den Zurückgebliebenen einen knackigen, schneereichen Winter und bitte um Nachsicht für die Freude an der eindeutig mehrdeutigen Anrede.
Dieselpreise in:
Frankreich Autobahn 92 Cent
Frankreich Supermärkte 82 Cent
Andorra 60,5 Cent
Spanien 72 Cent
Melilla 40,2 Cent
Marokko 57 Cent.
14.01.03 Die Weltreise beginnt
Los gehts richtung Frankreich. Sobald es was zu berichten gibt, wird es hier oder im Weltreise-Forum zu sehen sein.